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Vom Holz
zur Form
zum Raum
zur Geschichte
                                                                      und zurück

Foto: Corinne Holthuizen-Habermann

Eines Tages machte eine Göttin sich auf, das ewige Universum zu durchqueren. Sie wanderte durch unendliche Zeiten und Räume, durch Licht und Farbe und freute sich an der Vielfalt des sie Umgebenden. Plötzlich streifte sie ein vorbeifliegender Komet und als sie zur Seite wich, berührte sie einen Stern. Die Göttin bückte sich, um einen weiteren Zusammenprall zu vermeiden und stieß dabei mit einem Planeten zusammen. Seither trägt die Göttin ihre Dellen durch das Universum.

So oder ganz anders könnte die Geschichte lauten, die in dem Werk „Die Göttin hat Dellen“ erzählt wird. Eva Baumerts abstrakte Bilder laden dazu ein, ihre vielfältigen Elemente zu einer assoziativen Narration zusammenzusetzen, deren Überschriften die Werktitel sind: „Goldmarie“, „Hinter dem Vorhang“, „Miss Universum“. Und so wie Geschichten Zeiten und Orte miteinander verbinden, entwickeln auch Baumerts Arbeiten eine besondere Dynamik. Bei der Betrachtung entsteht der Eindruck, als sei es nicht das Auge, das sich über die Bildfläche bewegt, sondern die Formen und Farben selbst, die sich permanent verschieben, ineinander übergehen und sich weiterentwickeln. In dieser (scheinbaren) Bewegung spiegelt sich der Entstehungsprozess der Arbeiten wider: Sie entwickeln sich im ständigen Zusammenspiel mit dem Vorhandenen.

Die gelernte Malerin verwendet als Bildträger dünne Sperrholzplatten, wobei jedes Holz eigene Besonderheiten besitzt, auf die die Künstlerin mit Graphit, Kreide und Goldbronze, mit Brandzeichnungen, Bohrlöchern und Stickereien reagiert. Die Holzplatte und die verwendeten Materialien verhalten sich dabei nicht etwa wie Bildträger und darauf aufgetragenes Bild, vielmehr bleibt das Holz mit seinen Eigenschaften – Maserung, Farbe und Härte - permanent präsent und wird zu einem wesentlichen Bestandteil der fertigen Arbeit:

Die Maserung in „Die Göttin hat Dellen“ und in „Soft Touch“ sind ein zugrundeliegendes Muster, aus dem heraus sich immer neue Formen entwickeln.

Das an den Stellen der vielen kleinen Bohrlöcher abgesplitterte Holz in „Das Große Abenteuer“ verweist auf die dünnen Schichten des Holzfurniers.

Die vielen unterschiedlichen Qualitäten der Brandzeichnungen machen deutlich: Baumert kennt die Spezifika des jeweiligen Holzes und macht sie sich zu eigen. Die geraden, mit einem heißen Draht gezeichneten Striche in „Miss Universum“ erinnern an eine mit hartem Bleistift erstellte Zeichnung, während die kreisrunde Brennspur in „Goldgras“ eher an eine Kohlezeichnung denken lässt.

Die Räumlichkeit, die ihren Werken eigen ist, erzielt die Künstlerin durch die Kombination verschiedener Techniken: In „Hinter dem Vorhang“ scheinen die mit dem Lötkolben gezeichneten Formen Schatten zu werfen, sich abzuheben und einen dahinter liegenden Bildraum freizugeben. Stellenweise hat das Holz die aufgetragene Kreidefarbe eingezogen, so dass der Eindruck eines sich auflösenden Striches entsteht. Das Verlaufende, Schattenartige wird kontrastiert von dem deckend weißen Farbauftrag in der unteren, rechten Bildhälfte sowie von den dünnen, präzise mit heißem Draht eingebrannten Linien und Kreisen, die an zwei Stellen mit gelbem Faden nachgezogen wurden.

Während „Hinter dem Vorhang“ mit der Illusion von Dreidimensionalität spielt, wurden Brandzeichnung und Stickerei in „Mi Corazon“ so eingesetzt, dass die Bildfläche tatsächlich stellenweise hervor- bzw. zurücktritt: Die Fäden heben sich deutlich von der Oberfläche ab, während der Lötkolben tiefe Furchen im Holz hinterlassen hat.

Eva Baumert entwickelte eine Formensprache, die reduziert und vielfältig zugleich ist, ihre Werke sind abstrakte Formationen, zwischen deren Bildelementen sich unendlich viele Geschichten verbergen. Das betrachtende Auge wandert ruhelos durch die Kompositionen, bis es an den Rand, an die Kanten der Platten trifft und von dort erneut loswandert…

Ferial Nadja Karrasch

Vita

1985 -1987

1985 -1995

1993 -1995

1997 -1998

1998      

2004     

Studium der Mathematik, TU Berlin

Studium der Malerei, Meisterschülerin, HdK Berlin

Atelierstipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft

Lehrauftrag an der Kunsthochschule Nykarleby, Finnland

Förderpreis für junge Kunst, Neues Kunsthaus Ahrenshoop

Katalogförderung des Berliner Senats

Foto: Marcus Schneider

Ausstellungen

2024

2022

2017

4. Künstlersymposium, Widnau, Schweiz

Die Brücke Kleinmachnow Kunstverein e.V., Kunstwoche und Ausstellung

Offenes Atelier, Beitrag im rbb, Berlin Friedrichshain

Werkstatt & Kunst, Schreinerei Moser, Straubing

2016

WasserFarben, Kooperation mit S. Hoffmann, Berlin Mitte

2015

Selbstgebranntes, Berlin Mitte

Plakativ III, Worpswede

2014

Plakativ II, Berlin Mitte

2013

Plakativ, München

2012

Vögel, Berlin Mitte

2006

wishful thinking, Galerie in der Lände, Kressbronn

2005

Zeitlinien, KV Schorndorf

mamma, Frauenmuseum Bonn im ICC Berlin, Ausstellung und Vortrag

2004

Maschinen, Kunstverein Hochrhein

B2B and Back Again, Laura Mars Grp., Berlin

Körperbilder/Projektionen, Shedhalle, Tübingen

Der Ort, Lesung zur Ausstellung von R. Wolff, 2yk Galerie Flutgraben, Berlin

2003

2002

blindsight, Kunsthalle Rättvik, Schweden

Mond, Kunstverein Bad Säckingen

Jagdszenen, Lesungen, Schloßmuseum Bad Kreuznach, Kunstverein Trier

mamma, Frauenmuseum Bonn im Forum Leverkusen

WeltModell, Galleri Thomassen, Göteborg, Schweden

Zeichnungen, Pepperprojects, Berlin

2001

X-Room, Gallerie Thomassen, Göteborg, Schweden

Jadgszenen, Lesungen, Seitenflügel, Berlin

Kunst in den Gewölben, Kunstverein Germersheim

2000

Buch, KV Hochrhein, Bad Säckingen

Berichterstattung: Für Sie Erzählt, Micro Hall Art Center, Oldenburg

True Illusion, Galleri Thomassen, Göteborg, Schweden

mamma, Frauenmuseum Bonn in der Kommunalen Gal. Wilmersdorf, Berlin

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